Sonntag, 30. Januar 2011

prickelnd, schäumend, sonnig

Niemals hätte sie gedacht, dass es hier passieren würde. Nicht eine Sekunde lang. Ehrlich.
Und doch, da war er.

Es lag wohl an den Augen. Liegt es nicht immer an den Augen ..?
Braune.
Im ersten Augenblick glaubte sie in ihnen, die selbe Überraschung zu sehen, die sie in diesem Moment empfand. Diesem Erstaunen folgte Freundlichkeit. Außerordentliche Freundlichkeit, mit einem Schuss Charme. Und sie dachte,“So ist der immer!“
Sie war begeistert, ehrlich begeistert. Und doch war da der Stich im Herzen. Sie wollte nicht, dass er zu ihr wie zu jedem und jeder anderen wäre.

Alles passierte gleichzeitig, das Erstaunen, der Stich im Herzen und diese … Vorfreude. Oder war es schon Verliebtheit … Ihr kam das Bild, in dem du ein Lokal betrittst und in dem Moment wird ein Flasche geöffnet – Plop! Champagner für alle! Und du hast ganz plötzlich ein Glas in der Hand, ein Besonderes, gefüllt mit prickelndem, schäumendem, sonnigem Etwas – Leben ! Und alles in dir freut sich. So sehr.

Vielleicht war es diese Vorfreude, die das Lächeln in ihr Gesicht malte.
Aus Angst, das Lächeln wäre zu offensichtlich, schaltete sich ihr Kopf ein und übernahm wieder die Kontrolle. Versuchte es zumindest. „Ich bin verrückt“, das war der Kopf, die vernünftige Instanz, die die Ordnung wieder herstellen wollte. DIE Ordnung, bestehend aus Selbstzweifel und Sätzen wie „Was denken die anderen!, "Der interessiert sich sicher nicht für mich.“ und „Das kann alles gar nicht sein.“
Doch sie hatte einfach keine Chance, die Ordnung.

Er war angekündigt gewesen, als ein Großer, Dünner. Diese Beschreibung lag daneben ..!
Sie scannte ihn von oben bis unten, und erschrak über sich selbst, „Mein Gott, wie ein Mann! Denen werfe ich vor, dass sie einen von Kopf bis Fuß mustern und dabei gleichzeitig ausziehen, und was tue ich ?!“
Sie hatte Probleme nicht rot zu werden.
Aber sie verhielt sich trotzdem wie ein Mann. Und „dünn“ schien da nichts zu sein. Im Gegenteil. Das war ein außerordentlich trainierter Körper, geeignet für Aktstudien. Absolut.
Die Vorfreude in ihr stieg.
Und da war er wieder der Kopf - „Worauf willst du dich denn freuen ? Den siehst du nie wieder.“
„Vielleicht“, musste die Vorfreude kleinlaut zu geben. Doch in dem Moment geschah etwas. Die Vorfreude legte ihr „vor“ ab und war Freude. Hier und Jetzt.

Und die immer freundlichen, braunen Augen zeigten ihr mehr als den einen Ausdruck. Da gab es etwas Trauriges. Und weiter hinten sah sie nicht mehr den ewigen Jüngling, sondern den Mann. Ernst, ohne jene charmante Unverbindlichkeit. Und sie sah Leidenschaft.
Vielleicht weil sie es sehen wollte.
Dieses Erforschen seiner Augen führte zu Gedanken in ihr .. nein es waren keine Gedanken. Es kam nicht aus dem Kopf. Es stieg in ihr auf, kam aus dem Schoß, wurde bestärkt im Herzen.
Klingt kitschig - verrückt. War es auch vielleicht.
In erster Linie empfand sie es als Wahrheit.

„Mit dir kann ich mir alles vorstellen.“
„Was alles?“
„Kochen, über das Leben reden, stundenlang, für das Wochenende einkaufen, Reisen, Küssen.“ Sie lächelte. „Frühstücken, stundenlang.“
Er antwortete mit einem Kuss. Nicht charmant, sondern leidenschaftlich.

Ein solches „Gespräch“ hat es nie gegeben.
Aber die Freude darüber, zu dieser Gewissheit in sich zu kommen, so zu empfinden. Ganz sicher zu sein, dass es ES gibt auf dieser Welt! Und es ist nicht aggressiv, wild, zügellos.
Sondern prickelnd, schäumend und sonnig.

Susa M.